Das sagen die Fans der anderen Clubs über 777 Partners.
Anfang Oktober hat Lars Windhorst bei der unter Herthaner:innen beliebten Plattform Facebook angekündigt, das Engagement im Verein beenden und seine Anteile veräußern zu wollen. Knapp sechs Wochen später scheint klar, wem der Ostwestfale die 64,7 Prozent an der KGaA weiterreichen will. Das Investment-Unternehmen 777 Partners mit Sitz in Miami, Florida ist offenbar bereit, eine noch unbekannte Summe an Windhorst zu überweisen. Es wäre das frühzeitige Ende des am Ende genervten Investors beim Großstadtclub, der auf der Mitgliederversammlung im Mai noch versprach, die nächsten zehn, zwanzig Jahre nicht wegzugehen.
Viel findet man über 777 Partners bisher nicht heraus. Die Berichterstattung der letzten Tage zitiert dieselben paar Quellen. Was weiß man also über das Unternehmen, dessen Hauptsitz dreieinhalb Autostunden von dem Hafen entfernt ist, in dem Lars Windhorst im Januar 2020 einen euphorisierten Jürgen Klinsmann und eine vom Prunk beeindruckte Hertha-Mannschaft auf seiner Yacht begrüßte?
777 Partners ist eine Private-Equity-Gesellschaft. Das sind Unternehmen, die Geld in (oft junge) Unternehmen investieren, lange bevor die an der Börse gehandelt werden. Im Start-up-Bereich ist so eine Finanzierung recht üblich. Weil sie so risikoreich ist, wird die Beteiligung auch als Wagniskapital (englisch: Venture Capital) bezeichnet. Drei Milliarden US-Dollar Gesamtinvestment verteilen sich nach eigenen Angaben auf Unternehmen aus den Bereichen Versicherungen, Luftfahrt, Sport, Medien, Unterhaltung und eben auch Fußball.
Der Gründer und 777 Partners-CEO Josh Wander sagt in Interviews, dass sein Unternehmen ausschließlich das eigene Kapital und keine Investments von anderen Investoren verwaltet. Das macht es unwahrscheinlich, dass hinter Wander und dem 777 Partners-Mitbegründer Steven Pasco noch dritte, unbekannte Investoren stehen. Auf den ersten Blick ist das Unternehmen damit durchsichtiger als zum Beispiel die komplizierten Konstrukte von Tennor.
Liest man die ersten deutschen Artikel aus der letzten Woche über 777 Partners, entsteht der Eindruck, die bauen seit Jahren an einem Fußballnetzwerk. Schaut man dann auf die einzelnen Clubs im Portfolio, die überraschende Erkenntnis: Die Beteiligungen in fünf der sechs Clubs sind knapp jünger als ein Jahr. Ausnahme ist der zur Zeit vielleicht sportlich erfolgreichste Verein FC Sevilla, bei dem bereits 2018 moderate 13% erworben wurden. Die anderen Investments – alle wesentlich jünger: CFC Genoa (September 2021), Vasco da Gama (Februar 2022), Standard Liège (April 2022), Red Star FC aus einem Pariser Vorort (Mai 2022) und schließlich Melbourne Victory (Oktober 2022).
Für diese Anhäufung von Fußballclubs gibt es einen Investmentbegriff, der klingt, als käme er direkt aus einer Marketinghölle irgendwo bei Salzburg: Multi-club ownership. Ein Besitzer, viele Clubs. Das neue Personal, das 777 Partners in den letzten Monaten für den Fußballbereich eingestellt hat, hat dann auch genau diesen Stallgeruch. Der Global Sports Director kommt von Rasenballsport und der CEO der neuen Fußballabteilung Don Dransfield war zuvor am Aufbau der City Football Group beteiligt. Das sind die, die mit Geld aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 12 Clubs, darunter Manchester City, New York City FC und Melbourne City, auf links gedreht haben.
Josh Wander, der Besitzer von 777 Partners, und andere Vertreter aus dem Unternehmen versuchen in Interviews bisher alles, um den Eindruck zu vermeiden, sie würden mit den Methoden von Red Bull und der City Football Group arbeiten. Demnach wäre die Tradition der Fußballclubs sogar einer der Hauptgründe für die Investments gewesen. Vereinssymbole wie Wappen und Farben würde man nicht anfassen, denn man respektiert die hohe Identifikation der Fans mit den Clubs, die weit über die sportliche Leistung hinausgehen. Im Gegensatz zu Lars Windhorst klingt das fast so, als hätten sie in Miami schon ein paar Hertha-Spiele vor dem Investment gesehen.
So richtig weiter bringt einen das aber alles nicht, weil man darauf vertrauen muss, dass es stimmt, was sie bei 777 Partners in weniger als einer Handvoll Interviews gesagt haben. Also haben wir uns gedacht, wir fragen mal bei denen nach, die eine ähnliche Perspektive haben wie wir: Die Fans der anderen Clubs, in die 777 Partners bisher investiert hat. Wir sind in die größten Subreddits der Vereine und haben uns dort mal umgehört.
FC Sevilla
Mit Einstieg 2018 ist der FC Sevilla das älteste Investment der Amerikaner aus Miami und wahrscheinlich ist es auch das teuerste. Mehr als 400 Millionen Euro sollen die circa 13% Anteile heute wert sein. Wir haben zwar keine Fans finden können, die uns über das Engagement von 777 erzählen, der Fussballpodcast 50+2 hat allerdings eine interessante Geschichte recherchiert (ab Minute 44:00) über die der Wirtschaftsdienst Bloomberg 2021 berichtete.
777 Partners soll damals gemeinsam mit Sevillas Ex-Präsident Jose Maria del Nido versucht haben, den gesamten Vorstand des FC inklusive amtierenden Vorstandsvorsitzenden Jose Castro zu stürzen. Einer der Gründe waren die ambitionierten Forderungen aus Miami, die Marketing und Merchandise Einnahmen zu verdreifachen.
Der Putschversuch blieb erfolglos, auch weil sich die Gemeinschaft der Kleinanleger des FC Sevilla auf die Seite von Jose Castro schlug. Ihr Statement zum Vorgang findet heftige Worte. Sie sprechen von 777 Partners als Geschwür, das die Teilung und die Konfrontationen der Familien aus Sevilla vorantreibt. Deshalb stimmten sie gegen die Entlassung des Vorstandes, damit sich in Sevilla nicht wiederhole, was ausländisches Kapital bereits in anderen Clubs angerichtet habe. Vom amtierenden Vorstand forderten sie, die Anteile von 777 Partners zurückzukaufen.
Was sich so verkürzt recht krass anhört, relativiert sich etwas, wenn man das ausführliche Dossier des Sportmagazins The Athletic über die Vorgänge in Sevilla 2021 durchliest. Der Titel des Textes: „Die Schlacht um den Vorstand.“ Autor Dermot Corrigan beschreibt darin, wie zerrissen Sevillas Vorstand ist.
Corrigan erzählt von rivalisierenden Familien, die sich seit Jahrzehnten um die Macht im Verein streiten, von Aktionärstreffen, auf denen mit gezogenen Pistolen gedroht wurde, von Lügen und Intrigen. Dazwischen die oben erwähnten Kleinaktionäre und seit 2018 auch „los americanos“, 777 Partners. Letztere schlugen sich auf die Seite vom 2002 bis 2013 erfolgreichen Präsidenten Jose Maria del Nido. Dessen Regentschaft endete in Folge der Veruntreuung öffentlicher Gelder im Gefängnis. 2017 kam er frei und wollte erneut an die Spitze des Vereins. Neu-Präsident Jose Castro und del Nidos eigener Sohn, in der Abwesenheit des Vaters ebenfalls größerer Aktionär geworden, hatten etwas dagegen. Am Ende dieses Machtkampfes steht der Brief der Kleinanleger mit dem Geschwür und es fällt einem mit dem neuen Hintergrundwissen etwas schwerer, die Schuld für diese Eskalation nur bei einer Partei zu suchen.
Interessant wird der The Athletic-Artikel, wenn er die Gründe für den Einstieg von 777 Partners beim FC Sevilla beschreibt, weil man darin unweigerlich nach Parallelen zu Hertha sucht. Los americanos haben genau analysiert, wie groß das wirtschaftliche Potenzial des Vereins im Vergleich zu den anderen spanischen und europäischen Vereinen ist. Trotz des sportlichen Erfolges der letzten Jahre taucht Sevilla in den Top 20 Clubs der Deloitte Money League nicht auf, so Juan Arciniegas, Managing Director bei 777, zu The Athletic. In Miami wollten sie erkannt haben, dass der FC Sevilla in den Bereichen Marketing, Sponsoring-Einnahmen und Ticketverkäufe weit hinter den anderen Vereinen zurücklag. Das Stadion sollte vergrößert, modernisiert und mit mehr Logenplätzen ausgestattet werden. Der durchschnittliche Ticketpreis war den Amerikanern im Vergleich in der Liga zu günstig. Man erhoffte sich eine mittelfriste Verdopplung der Spieltagseinnahmen.
Auch die erfolgreiche Arbeit des Sportdirektors Ramon Rodriguez Verdejo, genannt Monchi, hat es Juan Arciniegas von 777 besonders angetan. Im Gespräch mit The Athletic überlegt er, ob das Model Monchis auf auch andere Vereine kopiert werden könnte. Er spekuliert damals 2021, kurz bevor 777 Partners begann, weiter Vereine zu erwerben, dass es da noch mehrere Clubs geben könnte, die man dann zur Sammlung hinzufügen könnte. Dies wäre dann am Ende vielleicht auch für die Börse interessant.
CFC Genoa
Der CFC Genoa war in einem erbärmlichen Zustand, als 777 Partners ihn im September 2021 vom Präsidenten und alleinigen Besitzer Enrico Preziosi übernahm. In den 20 Jahren seiner Regentschaft ist der älteste Club Italiens mehrfach nur knapp dem Abstieg entgangen. Allein seit 2016 haben zehn Trainer den Club trainiert. Mehrfach wurde das Team komplett ausgetauscht. 80 Millionen Euro Schulden standen am Ende in den Büchern. 150 Millionen Euro sollen die Investoren aus Miami für Genoa bezahlt haben. Nach der Übernahme vor einem Jahr kündigte Josh Wander an, dass der Verein die italienische Meisterschaft gewinnen soll. Tatsächlich sind die Genuesen am Ende der Saison dann zum ersten Mal seit 15 Jahren in die Serie B abgestiegen.
Die Fans scheinen dennoch hoffnungsvoll. Auf Reddit antworten sie, dass es so scheint, als hätte 777 Partners einen modernen Managementansatz und einen klaren Plan für die Führung des Clubs mitgebracht und dass die Investoren sehr darum bemüht sind, die Vereinskultur zu respektieren. Früher war Genoa ein Verein, der hauptsächlich Leihspieler engagiert hat, jetzt bilden sie dort junge Spieler aus ganz Europa aus. Wörtlich sagt ein User: “Sie haben unseren Verein gerettet und ihn in einen modernen Fußballverein verwandelt, ich könnte nicht glücklicher sein!”
Vasco da Gama
Vasco ist einer der größten Vereine Südamerikas. Seine glorreichen Tage liegen allerdings schon ein wenig zurück. Im Jahr 2000 wurde der letzte Titel nach Rio de Janeiro geholt, seitdem steigt das Team in schöner Regelmäßigkeit auf und ab. Kurz nach Beginn der Spielzeit 2022 im Januar, übernahm 777 Partners für 138 Millionen US-Dollar einen Großteil (70%) der Anteile bei den Brasilianern. Die Saison endete für Vasco kurz vor der WM mit dem erneuten Aufstieg in die erste brasilianische Liga. Erst am letzten Spieltag machte die Mannschaft alles klar.
Auf Reddit erzählen die Fans, wie ernst die Lage vor dem Einstieg der Amerikaner war. Vasco da Gama war in den letzten Jahren für sein miserables Management bekannt, das den Verein in riesige Schulden stürzte und 2008 zum ersten Abstieg überhaupt führte. Seitdem hat Vasco fünfmal in der zweiten Liga gespielt, war gezwungen, junge Talente für wenig Geld zu verkaufen (z. B. Philippe Coutinho und Douglas Luiz), um die Finanzen einigermaßen in Ordnung zu halten. Das Stadion hatte schon lange seinen früheren Glanz verloren und bei anderen Fußballfans im Land war der Verein nur noch eine Lachnummer.
Das erste halbe Jahr mit dem neuen Investor sei entspannt verlaufen. Dem Verkauf stimmte die überwältigende Mehrheit (79,44%) der Vereinsmitglieder zu. Und der Vertrauensvorschuss sei noch immer groß. Nach der WM beginnt die erste Transferperiode unter 777 Partners. In Rio sind alle gespannt, wie der Neuaufbau der Mannschaft dann aussehen wird.
Eine der ersten Maßnahmen, die 777 Partners anging, ist der Bau eines neuen Trainingszentrums. Junge Nachwuchsspieler sollen langfristig gebunden werden (Andrey Santos und Eguinaldo werden von Newcastle umworben). Die Vasco-Fans sind wieder hoffnungsvoll. Ihnen gefällt, dass es einen konkreten Vertrag zwischen Investor und Verein gibt, der konkrete Ausgaben und Leistungserwartungen enthält. Und dann hat Josh Wander schließlich auch versprochen, dass Vasco nie wieder absteigen wird.
Im Alltagsgeschäft sei die Leitung von 777 Partners, wie Josh Wander, Steven Pasko und Juan Arciniegas, nicht sehr präsent. Ein paar Spiele haben sie sich im Stadion angesehen. Wesentlich stärker in das Tagesgeschäft sind CEO Luiz Mello und Fußballdirektor Paulo Bracks eingebunden. Sie sind der globalen Fußballabteilung untergeordnet. Erst letzte Woche trafen sich die Vertreter der 777-Partnervereine in Genua mit der globalen Abteilung.
Mit Blick auf die Tatsache, dass 777 Partners mehrere Clubs gehören, geben die Vasco-Fans zu, dass einige von ihnen misstrauisch sind und sich Sorgen machen, ob die europäischen Vereine gegenüber dem Rest bevorzugt werden könnten. Die „Vascaínos“ sind aber gleichzeitig so mit Herzblut dabei, dass sie jetzt schon in den Sozialen Netzwerken der anderen Vereine unterwegs sind, kommentieren und sich mit den anderen Fans unterhalten. Besonders zwischen Vasco und Genua gibt es bereits eine tiefere Verbindung.
Red Star FC
Red Star FC ist ein französischer Traditionsverein, der 1897 in Paris gegründet wurde. Als die Spielstätte des Clubs am Marsfeld unweit des Eiffelturms wenige Jahre später bebaut werden sollte, zog Red Star nach Saint-Ouen, ein von Industrie und Arbeitern geprägter Vorort, direkt an der damaligen Stadtgrenze der französischen Hauptstadt. Saint-Ouen zählt zum Roten Gürtel – eine Reihe von Gemeinden der inneren Pariser Vororte mit kommunistischen Rathäusern. Ganze drei Bürgermeister regierten in Saint-Ouen von 1945 bis 2014, alle drei Kommunisten.
Das muss man vielleicht wissen, um zu verstehen, warum die Anhänger von Red Star, allen voran das Collectif Stade Bauer, so vehement und resolut gegen das Investment von 777 Partners und die damit verbundene Kommerzialisierung vorgehen. Dazu kommt, dass die aktiven Fans bereits mit dem Vorbesitzer einige Konflikte ausgetragen haben. Patrice Haddad, der auch unter 777 Partners immer noch Präsident ist, setzte vor dem Einstieg der Amerikaner Trikots durch, die nicht den traditionellen Farben entsprachen.
Jetzt also die ungeliebten Investoren aus Amerika, die 30 Millionen Euro im Zeitraum von fünf Jahren in den Drittligisten investieren wollen. Ziel ist – so Josh Wander – natürlich die erste französische Liga. Die Fans zweifeln allerdings an seinen Motiven. Sie organisieren umfangreiche Petitionen, Banner, Choreos, Proteste im und außerhalb des Stadions. In einem offenen Brief an 777 Partners schreiben sie:
“[…] Wir lassen uns von Ihren kapitalistischen Manövern nicht täuschen. […] Aufgrund Ihrer Erklärungen und Ihrer ersten Handlungen sind wir davon überzeugt, dass Ihr Interesse rein finanziell und vor allem ohne ernsthafte Rücksicht auf unseren Verein ist. […] Wir interessieren uns nicht für Kapitalbewegungen, Investitionen und Kapitalgewinne. Red Star ist unser Verein, unsere Welt. In unserer Welt gibt es keinen Platz für ein internationales Konglomerat aus Fußballvereinen, für den Handel von Spielern zwischen verschiedenen Tochtergesellschaften oder hemmungsloses Marketing.
Zweifeln Sie nicht daran, dass wir uns konsequent und entschlossen gegen alle Ihre Vorhaben wehren werden, die darauf abzielen, das Wesen unseres Vereins, seine Geschichte und seine Einzigartigkeit zu verfälschen. 777 Partner, ihr seid nicht willkommen, wir erwarten keine Hilfe von euch, wir brauchen euch nicht.”
Noch-Präsident Haddad beteuert, die Wurzeln des Vereins und seine Arbeiterklassenidentität werden auch in Zukunft respektiert und gepflegt. Nur die Fans konnten er und 777 Partners damit nicht überzeugen. Sie versprechen, ihre Aktionen gegen die Besitzer fortzusetzen.
Standard Liège
In Liège schauen sie ganz genau auf die Entwicklungen im nicht weit entfernten Paris, aber eine ähnliche Kritik am Investor findet nicht statt. Das mag auch daran liegen, dass 777 Partners den bei den Fans ungeliebten Vorbesitzer Bruno Venanzi ersetzt haben, gegen den es wochenlange Proteste im und außerhalb des Stadions gab. Die vollen 100% der Anteile sollen die Investoren aus Miami für knapp 40 Millionen Euro übernommen haben. Josh Wander verspricht die Rückkehr in glorreiche Zeiten. Die Fans des 1898 gegründeten Traditionsclubs wollen das gerne glauben, auch weil 777 Partners bisher die richtigen Entscheidungen im Management getroffen zu haben scheint.
Melbourne Victory
Das 777 Partners-Investment in Melbourne Victory ist der jüngste Deal (Oktober 2022) in dieser Reihe, entsprechend gibt es viele Ungewissheiten über die Eckdaten und in der Bewertung durch die Fans. Tenor unter den Anhängern: “Too early to tell.” Was man ungefähr weiß: Der Einstieg von 777 Partners in den australischen Erstligisten gilt als einer der größten Investment-Deals in ein einzelnes australisches Sportteam. Genaue Zahlen sind jedoch nicht bekannt, weder über die Höhe des Investments, noch wie viele Anteile genau erworben wurden. Spekuliert werden Beträge zwischen 5 und 50 Millionen Dollar, aber auch, dass die Anteile nicht höher als 20% sind und Anthony Di Pietro weiterhin Mehrheitseigner bleibt.
Melbourne Victory fällt ein wenig aus dem Muster der Clubs mit einer langen und entbehrungsreichen Geschichte. Das Team wurde erst 2004 mit dem Neustart der A-League zusammengestellt und war dann sogar recht erfolgreich. Zehn Titel konnten sie seitdem gewinnen.
Und Hertha?
Das Wirtschaftsnachrichtenportal Bloomberg fasst die Fußballinvestments von 777 Partners ganz gut zusammen: “777 Partners von Josh Wander, […], wetten auf den möglichen Erfolg von zweitklassigen Teams, die bereits gut etablierte Marken sind und eine solide Fanbasis vorweisen können.”
Mit Ausnahme von Melbourne beschreibt das tatsächlich alle oben genannten Teams. Und wenn wir ehrlich sind, auch Hertha. Das ist es am Ende auch, was Wagniskapitalgeber machen. Sie haben eine Strategie, investieren entsprechend dieser Strategie. Helfen den Unternehmen, in die sie investiert haben, erfolgreicher zu werden und wenn es auch nur eines von denen schafft, dann hat sich das meistens schon gelohnt. Am Ende gewinnt die Strategie des Investors. Nicht jeder Club.
Die anderen Fans konnten uns nicht unbedingt helfen zu verstehen, was 777 Partners für ein Investor ist, wie die ticken. Dass wir das unbedingt verstehen wollen, hängt sicher auch mit Lars Windhorst zusammen, über den man anfangs ebenfalls nicht viel wusste und bei dem mit jedem neuen Skandal klar wurde, wie wenig er eigentlich zu uns, zu Hertha und unseren Werten passt.
Hertha und die DFL müssen dem Deal noch zustimmen. In einer ersten Reaktion tickert der Club zur Presse: “Wir freuen uns über diese Nachricht. Alles Weitere wird nun entsprechend unserer Vereinbarung behandelt.” Im Moment scheint erstmal alles besser als der aktuelle Investor. Dazu klingt das Versprechen von 777 Partners, die Fankultur und die Herkunft der Clubs respektieren zu wollen, auch erstmal anschlussfähig. Aber Teil der Strategie der Herren aus Miami, den sie nicht laut aussprechen, sagt auch, dass wir nur eine von vielen Investitionen sein werden. Und natürlich wissen sie längst, wann sie wieder aussteigen werden.
Am Ende bleibt Investor Investor und wir Fans sind gut beraten, das weiter kritisch zu beobachten. Als Vereinsmitglieder ist es sogar unsere Pflicht. Wie wichtig wache und aufmerksame Mitglieder und Fans sind, haben wir auf den vergangenen Mitgliederversammlungen gesehen, da müssen wir jetzt dran bleiben.
UPDATE am 16.03.2023 Ergänzung des Absatz über die Vorgänge beim FC Sevilla.
UPDATE am 21.03.2023 Erneute Ergänzung im Absatz über den FC Sevilla durch neue Erkenntnisse aus dem Artikel aus The Athletic.
UPDATE am 21.03.2023 Laut Bloomberg ist 777 Partners in Verhandlungen mit dem saudischen Staatsfonds PIF. Demnach prüfen die Saudis Anteile am amerikanischen Unternehmen zu erwerben.
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