Der rbb hat am Dienstag (14.12.2022) über eine anstehende Kooperation von Hertha und Hertha 03 Zehlendorf im Bereich des Frauen- und Mädchenfussballs berichtet. Da wir die Urheber des Antrages auf der Hertha-Mitgliederversammlung für den Aufbau einer Frauen- und Mädchenfussballabteilung sind, wollen wir hier kurz unsere Position zur aktuellen Situation festhalten.
Hertha BSC stand früh, kontinuierlich und ehrlich mit uns im offenen Austausch zum aktuellen Stand der doch recht komplexen Überlegungen und Planungen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieb das Besprochene dann auch intern – dieser vertrauensvolle und wertschätzende Stil des neuen Präsidiums ist mehr als erfreulich.
Wir begrüßen grundsätzlich das gemeinsame Projekt von Hertha 03 Zehlendorf und Hertha BSC. Oberstes Ziel muss die Weiterentwicklung des Frauenfußballs in unserer Region sein. Wir danken allen Herthafans, die bei unserem Antrag mitgearbeitet haben. Von diesem Antrag, versehen mit konkreten Zielvorgaben an das Präsidium, wurden nach derzeitigem Stand 3 von 4 Punkte erfüllt. Einige der im rbb-Artikel hervorgehobenen Punkte sehen wir jedoch kritisch und stellen deshalb weitere Bedingungen.
Finden sich unsere Forderungen wieder?
Forderung 1: „Unser Verein, vertreten durch das Präsidium, schafft alle Voraussetzungen, um Frauen/Mädchen ein kontinuierliches Training durch qualifizierte Trainer*innen anzubieten.“
Hier sehen wir unsere Forderung erfüllt und begrüßen, dass Hertha BSC der Bedeutung des Themas entsprechend einen Projektleiter angestellt hat.
Forderung 2: „Wir wollen die Abteilung am Anfang organisch wachsen lassen, also keine Spielerinnen kaufen, sondern selbst ausbilden.“
Hier sehen wir unsere Forderung teilweise erfüllt. Die Tatsache, dass Hertha 03 Zehlendorf auf Hertha BSC zugekommen ist, um eine gemeinsame Idee vom Frauen- und Mädchenfußball umzusetzen, ist zwar nicht unsere Grundidee vom organischem Wachstum, dennoch verfügt Hertha 03 Zehlendorf über eine 16-jährige Frauen- und Mädchenfußball-Tradition, auf die es nun mit der Spiel- und Trainingsphilosophie von Hertha BSC aufzubauen gilt. Es steht zu befürchten, dass ohne diese Kooperation der Frauen- und Mädchenfußball in Zehlendorf stagnieren würde. Das würde unserem Wunsch entgegenwirken, ein größeres Angebot in der Stadt zu schaffen.
Mit jedem weiteren Jahrgang, den Hertha 03 Zehlendorf ausbildet, geht immer mehr Hertha-DNA in die Spielerinnen über. Zwar hätten wir uns schon eine Ausbildung der Kleinfeldteams als „Hertha BSC“ gewünscht, dennoch kann der von Hertha BSC koordinierte Übergang ins Großfeld Synergien zwischen Amateur- und Profifußball entwickeln.
Forderung 3: „Wir wollen mit einem oder mehreren Team(s) im Rahmen des BFV- Spielbetriebs ab der Saison 2023/2024 als “Hertha BSC” teilnehmen.“
Hier sehen wir unsere Forderung erfüllt, denn Hertha BSC soll am DFB-Spielbetrieb (B- Jugend Bundesliga), NOFV-Spielbetrieb (Frauen Regionalliga), und BFV-Spielbetrieb (C- Jugend Verbandsliga) teilnehmen.
Forderung 4: Hertha BSC stellt hierfür die nötigen Ressourcen zur Verfügung.
Hier sehen wir unsere Forderung soweit zum jetzigen Zeitpunkt möglich erfüllt.
Geben wir uns damit zufrieden?
Auch wenn drei von vier Forderungen erfüllt werden sollen, ist gerade das Modell der Kooperation (die aus unserer Sicht mit Lübars und Turbine nicht zu vergleichen ist) kritisch zu hinterfragen und durch uns Mitglieder zu begleiten und mit Leben zu füllen. Hier muss Hertha BSC Möglichkeiten schaffen, die Frauen- und Mädchenteams zu unterstützen.
Einen Punkt, den wir als nicht erfüllt sehen ist, dass das Angebot in Berlin durch die Kooperation erweitert wird. Hier fordern wir, dass Hertha BSC mehr Plätze und Möglichkeiten für Mädchen schafft, bspw. im Rahmen vom BFV-Projekt „Alle kicken mit.“
Wir fordern ein nachhaltiges und dauerhaftes Engagement, bei dem das Wohl und die fußballerische Ausbildung der Frauen und Mädchen im Vordergrund stehen. Dazu muss auch gehören, dass Hertha BSC die Entscheidung noch einmal überdenkt, die Kleinfeldteams der U9, U11, U13 bei Hertha 03 Zehlendorf zu belassen.
Letztendlich ist es entscheidend, dass das Angebot für Frauen- und Mädchenfussball in der Stadt verbessert wird, dass jede Frau und jedes Mädchen gefördert wird und am Ende des Tages gerne für Hertha BSC spielt.
Dass das auch mit der Kooperation der beiden Herthas gelingen kann, zeigen die Interviews, die das rbb Inforadio mit Spielerinnen geführt hat:
Svenja Poock: „[…] weil es vor allem auch viele Möglichkeiten bietet, sich selber sportlich weiterzuentwickeln […] es ist auf jeden Fall eine Ehre, den Berliner Verein vertreten zu dürfen.“ […] „Mein Vater ist seit weiß ich nicht wie lange Hertha-BSC-Fan, mein Bruder ist Hertha BSC-Fan, man war schon oft im Stadion. Und wenn man dann selber für den Verein spielen kann, ist das einfach eine riesengroße Ehre.“
Mara Bähr: „Es sieht natürlich auch sehr cool aus, in den richtigen blau-weißen Farben aufzulaufen.“
Unser Ziel
Sollte diese Kooperation so umgesetzt werden, kann das nur ein erster Schritt für den Mädchen- und Frauenfußball bei Hertha sein. Ziel kann nur die komplette Gleichberechtigung von Jungs und Mädchen sein: gleiche Trainingsbedinungen, gleiche Betreuung, gleiche Chancen. Erst wenn die Kinder Seite an Seite auf den Plätzen trainieren – die Hertha-Fahne stolz auf dem Trikot – entsteht ein neues Wir-Gefühl, entsteht eine neue Hertha.
– Team #HerthaFrauen
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